Lesen Die Angst des weissen Mannes E-Book voll

2020-10-01 0

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?Aus den zu Stein erstarrten Gesichtern der Soldaten spricht immer noch die Wildheit der Steppe.? So klingen zahlreiche S?tze, die der Grandseigneur au?enpolitischer Berichterstattung wie in Stein mei?elt. Neben Pathos, das Joseph Conrad zur Ehre gereicht, besteht Peter Scholl-Latours Werk aus aufmerksamen Schilderungen und unaufgeregten Analysen. Schlie?lich schickt der neuzeitliche Entdecker in seiner Chronik des asiatisch-pazifischen Raumes folgenden unsentimentalen Abgesang voraus: ?Dieser Reisebericht ist der intensiven pers?nlichen Erfahrung des Autors gewidmet, dass die dominante ?ra des wei?en Mannes ihren Endpunkt erreicht hat.? Scholl-Latours klare Gedanken, die er in Ost-Timor, Bali, Ozeanien, Java, China, Kasachstan, Kirgistan sowie auf den Philippinen fasst, werden durch eine Reihe von historischen und geographischen Exkursen erg?nzt. Dabei geht es um Barack Obama, die brasilianische Bombe oder Chinas unaufhaltsamen Aufstieg zur Weltmacht. Die Sehnsucht nach dauerhaftem Frieden wiederum empfindet der politische Grenzg?nger als romantischen Taumel. Gleichzeitig fragt der ausgebuffte Journalist, ob in einigen Regionen der Welt eine Art aufgekl?rter Despotismus einem Mehrparteiensystem mit gef?lschten Wahlen vorzuziehen sei. Wenn Scholl-Latour die Portugiesen Lusitanier oder die Franzosen Gallier nennt oder von ?primitiven Stammesh?uptlingen? oder ?melanesischen Heiden? in ?Insulinde? spricht, sind diese Bezeichnungen bestenfalls als altmodisch einzusch?tzen. Wenn Scholl-Latour australische Aborigines als Steinzeitmenschen einstuft, steht er aus Sicht der heutigen V?lkerkunde jedoch auf H?he des Kulturevolutionismus des 19. Jahrhunderts. Neben theoretischen M?ngeln ?rgern auch Details, etwa wenn Scholl-Latour zwischen ritueller und profaner Anthropophagie nicht unterscheiden will. Genauso wenig wissenschaftlich haltbar sind die immer wieder verlautbarten Biologismen, beispielsweise wenn von der ?angeborenen Indolenz der Landbev?lkerkung? auf der Insel Timor gesprochen wird oder wenn Darwinismus und Sozialdarwinismus vermengt werden. Doch auch wenn Peter Scholl-Latours Theoriegeb?ude bauf?llig ist ? sein Gesp?r f?r die politische Praxis beeindruckt immens. Seine Erfahrungen aus unz?hligen Auslandseins?tzen und seine Art, schwierige Zusammenh?nge verst?ndlich darzustellen, machen fast alle seine Sachb?cher zu Bestsellern. So w?re es str?flich, Sachverstand und Urteilsverm?gen des ausgewiesenen Pragmatikers links liegen zu lassen. Das gilt selbst f?r kritische Geister, die Scholl-Latours Art als Schwadronieren empfinden oder seine Schlussfolgerungen f?r bizarr. Vielmehr ?ffnet sein Opus Magnum ?ber die Lage weiter Teile Asiens und Ozeaniens dem Leser einen neuen Horizont ? ganz so wie einst die Logb?cher gro?er alter Entdecker. ? Herwig Slezak