In Tirol sorgt ein Megaprojekt für Aufruhr: Hier soll das größte Gletscherskigebiet der Welt entstehen. Die geplante Zusammenlegung von Pitz- und Ötztal ist für die einen eine Chance auf Arbeitsplätze und Wohlstand und für die anderen ein fataler Eingriff in die Natur mit unabsehbaren Folgen. Wer hat die besseren Argumente? Die "Gletscherehe" spaltet die Bevölkerung.
Jakob „Jake“ Falker ist österreichischer Bergbahnbetreiber. Er investiert in den 130 Millionen Euro schweren Zusammenschluss der Skigebiete von Pitz- und Ötztal. Falkner glaubt, dass das Projekt notwendig ist, um im hart umkämpften Business des Skitourismus mithalten zu können. Dass dafür rund 120.000 Tonnen Gestein weggesprengt werden müssen, sei eben unvermeidlich in einem Geschäft, das in den Alpen seit Jahrzehnten erfolgreich betrieben wird: neue Skipisten und Lifte, immer höher hinauf. Täler werden per Seilbahn verbunden, Straßen, Hotels und Skihütten gebaut – alles zum Wohl der Bevölkerung vor Ort, denn sie profitiert von Einnahmen und neuen Arbeitsplätzen. So sieht Jakob Falkner das, und nicht nur er.
Doch die Fans der „Gletscherehe“ sehen sich einem ungewohnt heftigen Gegenwind ausgesetzt. Eine Allianz aus Bürgern und Umweltaktivisten kämpft erfolgreich gegen das Projekt. Auch die Australierin Jessie Pitt ist dabei. Sie ist vor einigen Jahren nach Sölden gezogen und arbeitet dort als Skilehrerin. Obwohl Jessie vom Geschäft mit den Touristen lebt, hält sie den geplanten Zusammenschluss für einen schlimmen Fehler.
Und auch im kleinen Pitztal gehen die Meinungen auseinander. Melanie Wiegele leitet eine Pension und möchte auch in Zukunft vom Tourismus leben können. Wie viele Bürger fühlt sie sich von „grünen Städtern der Ferne“ bevormundet und fürchtet, ohne das neue Skigebiet zurück in die Zeit versetzt zu werden, in der viele hier noch arme Bergbauern waren.
Familie Prechtl hingegen ist froh, dass ihr Ort nicht in Scharen von feiernden Skifahrern gestürmt wird.