Die katalanische Frage bestimmt seit Wochen die Schlagzeilen – doch gilt das auch für den Alltag der Spanier? Einer Umfrage des Instituts für soziologische Studien in Madrid zufolge ist die Sorge vor einer Unabhängigkeit Kataloniens bei den Spaniern seit Juli um fünf Prozentpunkte gestiegen. Wir haben uns auf den Straßen von Madrid umgehört.
“Ich stelle fest, dass sich manche Kunden weigern, katalanische Produkte zu kaufen”, sagt ein Mann. “Bei mir herrscht keine Ablehnung vor. Viele Leute fühlen sich als Spanier und das ist letztlich das Thema. Es geht darum, dass man innerhalb des rechtlichen Rahmens miteinander spricht.”
Eine Passantin meint: “Ich bin für einen Dialog, aber auf beiden Seiten scheint es Leute zu geben, die sich dabei nicht wohlfühlen. Wenn ich Katalanin wäre, würde ich auch die Unabhängigkeit wollen. Ich habe Verständnis für die Katalanen”, sagt sie.
Der Schweizer Journalist Raphael Minder lebt seit 2010 in Spanien und beobachtet das Tauziehen zwischen Madrid und Barcelona aus der ausländischen Perspektive.
“Ich habe viele Menschen getroffen, die sagten, sie seien sehr traurig über das, was passiert”, so Minder. “Sie verstehen es nicht und in ihrem Leben geht es nicht um “Unabhängigkeit: Ja oder Nein”, sondern um konkrete Dinge: Eine Arbeit zu finden oder eine gute Schule für die Kinder. Noch ist der Punkt des echten Zerwürfnisses nicht erreicht. Ich hoffe nicht, dass man an den Punkt gelangen wird, an dem die Menschen nicht nur nicht mehr miteinander sprechen können, sondern auch Gewalt anwenden. Ich hoffe nicht, dass es so weit kommt”, sagt der Schweizer.