Für die Vereinten Nationen ist kein Ende des Flüchtlingsstroms von Myanmar nach Bangladesch in Sicht.
Nach wie vor zögen muslimische Rohingyas in das Nachbarland, sagte UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock in Genf. Hunderttausende Rohingyas seien noch in Myanmar. Dort sei die Lage “inakzeptabel”. Er forderte erneut besseren Zugang für Hilfsorganisationen zu der Region.
Mehrals1/2 Mio. #Rohingya sindin den letztenWochennach#Bangladesch geflohen. VielevonihnenhabenSchrecklicheserlebt. pic.twitter.com/oPmMQeoiI8— ÄrzteohneGrenzen(@msf_de) 6. Oktober2017
Mark Lowcock UN-Generalsektretär für humanitäre Angelegenheiten:
“Der Zugang zu Rakhine, besonders im Norden von Rakhine, ist inakzeptabel. Wir rufen die Behörden in Myanmar nachdrücklich auf, humanitäre Helfer hinzulassen, nicht nur die von der UNO, sondern alle Helfer, damit sie ihre Arbeit machen können.”
GRöSSTES FLüCHTLINGSLAGER DER WELT GEPLANT
In Kutupalong in Bangladesch soll laut Ministerium für Katastrophenhilfe ein Mega-Camp für die inzwischen rund 900.000 Flüchtlinge aus Myanmar entstehen, so die Gesellschaft für bedrohte Völker in Göttingen. Die anderen 22 Lager im Grenzgebiet sollen demnach aufgelöst werden. Rohingyas in Kutupalong:
Suruthalam Anowar, Rohingya-Flüchtling:
“Soldaten haben meine Mutter angegriffen, sie haben sie gefoltert und ihr mit einem Gewehr den Arm gebrochen, mein Bruder und seine Frau wurden getötet.”
Fatima, Rohingya Flüchtling:
“Sie haben unser Haus niedergebrannt, Menschen getötet und auf uns geschossen.”
Frage: Gibt es immer noch Massaker?” “Ja, sie passieren gerade.”
#Rohingya in #Bangladesch – Menschenrechtlerwarnenvor der Entstehungdes größtenFlüchtlingscampsder Welthttps://t.co/bVJt574oNP— FrankfurterRundschau(@fr) 6. Oktober2017
MENSCHENRECHTLER WARNEN
Menschenrechtler befürchten durch das geplante Mega-Camp eine Verschärfung der Lage der Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch. Es wäre das größte Flüchtlingslager weltweit. Cholera und andere Seuchen könnten sich in solchen riesigen Lagern in Windeseile ausbreiten, warnte der Direktor der Gesellschaft für bedrohte Völker, Ulrich Delius: „Wer so viele durch die Flucht geschwächte und zum Teil kranke Menschen in nur einem Mega-Camp konzentriert, nimmt bewusst den Tod von tausenden Menschen in Kauf.“ Ein neues Mega-Camp werde zudem die Arbeit der humanitären Helfer erschweren, da es keine ausreichende Infrastruktur zur Versorgung der Notleidenden gebe. Auch seien Konflikte unter den Flüchtlingen programmiert.
#Rohingya: SeitVölkermordin Ruanda sindnichtmehrsovieleMenscheninnerhalbkurzerZeitgeflohen. TheEconomist https://t.co/nLPY4Cf3fm pic.twitter.com/iv6tU1abFE— WELT-SICHTEN (weltsichten) 4. Oktober2017
Täglich flüchteten noch immer rund 5.000 Flüchtlinge der muslimischen Bevölkerungsgruppe der Rohingya aus Myanmar nach Bangladesch. Seit Ende August trafen binnen sechs Wochen etwa 515.000 Rohingyas im bangladeschischen Grenzgebiet ein. Weitere 300.000 lebten seit mehreren Jahrzehnten illegal als Flüchtlinge in dem Land. Die Rohingya lebten seit dem 8. Jahrhundert in der Provinz Rakhine in Myanmar.
Sigrid Ulrich mit Reuters