Die Bilanz ist verheerend: Während des G20-Gipfels 2017 in Hamburg wurden mehr als 200 Polizisten verletzt. "ZDFzoom" beobachtete die linke Szene vor und während der Gipfelproteste.
Die Ereignisse von Hamburg haben ein Schlaglicht auf die Linksradikalen geworfen. Nach "ZDFzoom"-Recherchen wurde bereits Monate vor den Ausschreitungen von Organisatoren des Protestes gegen den Gipfel Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung in Betracht gezogen.
So sagte Michael Martin, ein Veranstalter der "Welcome to Hell"-Demonstration am Rande einer Vorbereitungskonferenz im April 2017 im Interview mit dem ZDF, dass es zwar "ein Gewaltmonopol des Staates" gebe. Weiter sagte er: "Das erkennen wir natürlich nicht unbedingt an." Dazu existierten "ganz viele Dinge in der Gesellschaft, die auch militanten Widerstand legitimieren". Und Emily Laquer, die zu den Organisatoren der Kundgebung "Grenzenlose Solidarität statt G20" zählte, sagte ebenfalls bereits im April dem ZDF, angesprochen auf in Brand gesetzte Autos: "Ich bin kein Fan davon, weil ich mir nicht sicher bin, ob es die richtige Strategie ist, aber ich distanziere mich auch nicht davon."
Noch deutlicher wurden Videos, die vor dem G20-Gipfel im Netz kursierten und die "ZDFzoom" vorliegen. In einem Film heißt es: "Komm nach Hamburg, mach Welle. Hass auf die Cops, hier ist die richtige Stelle." In einem anderen Video kündigt die Szene einen Straßenkampf mit der Polizei an: "Mit uns gibt es Molotowcocktails statt Sektempfang."
Die Zahlen des Bundesamtes für Verfassungsschutz zu Linksextremismus sind alarmierend: Der Inlandsgeheimdienst rechnet 8.500 gewaltbereite Extremisten der Szene zu. Im Interview mit "ZDFzoom" sagte der Leiter des Verfassungsschutzes Nordrhein-Westfalen, Burkhard Freier: "Wir sehen die Gewalt im Linksextremismus mit Sorge. Sie hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt in Nordrhein-Westfalen und auch bundesweit. Diese Gewalt ist aber nicht nur zahlenmäßig gestiegen, sondern auch die Qualität, das heißt, die Hemmschwelle sinkt im Linksextremismus so sehr, dass auch die schwersten Körperverletzungen bei solchen Gewaltanwendungen billigend in Kauf genommen werden."
Der Leiter des Berliner Verfassungsschutzes, Bernd Palenda, beobachtet "eine Veränderung" in der linksextremistischen Szene. Polizisten würden zunehmend als "Büttel des Staates" und "Schweine" entmenschlicht. Das führe zu Attacken auf Beamte, die regelrechten Fallen glichen. So berichtet er im Interview mit "ZDFzoom" von fingierten Notrufen, durch die "Polizeibeamte angelockt werden, um dann zielgerichtet mit Pflastersteinen beworfen zu werden oder zum Teil von Dächern Gehwegplatten geworfen werden, wo es also darum geht, Menschen körperlich massiv zu schädigen".
"ZDFzoom" geht der Frage nach, woher die linke Gewalt kommt. Autor Rainer Fromm trifft Urväter der Szene und legt Unterstützer-Strukturen offen. Ihm gelingt ein beklemmender Blick in die Szene.