Für viele Flüchtlinge ist Libyen die erste Anlaufstelle auf dem Weg nach Europa. Doch das nordafrikanische Land kämpft selbst mit internen Konflikten, vielerorts herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände. Nicht selten enden die aus dem Mittelmeer geretteten Flüchtlinge in überfüllten, lybischen Gefängnissen.
Memba Baija aus Ghana in Tripolis im Gefängnis:
“Ich gebe jetzt auf, ich will zurück in mein Land, damit ich ein besseres Leben haben kann.”
Das sind Bilder aus einem Vorzeigegefängnis in Tripolis. Die dürftige Verpflegung der Inhaftierten ist gerade mal für die kommenden 14 Tage gesichert, doch dann wird den lybischen Behörden das Geld ausgehen.
Anas Al-Azadi, der Gefängnisaufseher erklärt, dass es einfach nicht genug Essen für alle Inhaftierten gibt:
“Libyen ist genau so ein Opfer wie die Migranten, sie sind Opfer, aber wir auch, denn wir sind nur ein Durchgangsland.”
Viele der aufgegriffenen Flüchtlinge sitzen schon seit über einem Jahr in Haft. Sie warten auf Ausweispapiere aus ihrem Heimatland. Nur so können sie die Rückreise antreten.
Ramsui Capra aus Sierra Leone ist, wie viele der Menschen hier, traumatisiert:
“Wir waren die zwei Söhne meiner Mutter, aber ich bin jetzt der einzige, der übrig ist. Ich habe meinen Bruder auf dieser Reise verloren. Was sie uns sagen? Ich kann nicht für alle sprechen, nur für mich. Wenn es keinen Weg gibt, sollen sie mich zurück bringen. Ich will meine Mutter sehen.”
Allein an diesem Morgen hat die lybische Küstenwache 159 Flüchtlinge aufgegriffen, sie waren nur wenige Stunden unterwegs.
Viele der Menschen haben mehrere Monate oder gar Jahre in Lybien gearbeitet, um sich die teure Überfahrt auf Schiffen wie diesem leisten zu können.
Doch statt des ersehnten Ziels Europa wartet auf sie nun ein lybisches Gefängnis, wo viele unter menschenunwürdigen Bedingungen leben müssen.