Gut drei Monaten vor den Präsidentschaftswahlen in Frankreich ist die Wahlkampagne in vollem Gange. Der Kandidat der Konservativen François Fillon steht nun vor seiner ersten großen Hürde – einem politischen Skandal, der ihn einige Stimmen kosten könnte.
Die satirische Wochenzeitung «Le Canard Enchaîné» deckte in ihrer Ausgabe vom Mittwoch auf, dass Fillons Ehefrau Penelope acht Jahre lang als seine Parlamentsassistentin angestellt war und dafür insgesamt 500.000€ erhalten hat.
“Ich sehe, die Schlammschlacht ist eröffnet. Ich werde das nicht kommentieren, weil es da nichts zu kommentieren gibt. Ich bin einfach entsetzt von der Verachtung und Frauenfeindlichkeit dieses Artikels. Nur weil es sich um meine Frau handelt, hat sie nicht das Recht zu arbeiten? “ reagierte Fillon.
Doch: Es geht nicht um die Arbeit an sich, denn in Frankreich dürfen Abgeordnete ganz legal Familienmitglieder als parlamentarische Mitarbeiter anheuern. Die essentielle Frage ist: hat Penelope Fillon wirklich gearbeitet? Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Vorwürfen der Scheinbeschäftigung.
Dieser Skandal könnte dem unabhängigen Polit-Jungstar Emmanuel Macron zu Gute kommen. Dieser übte sich gerade in der Domäne der Außenpolitik und reiste in den Libanon. Der ehemalige Wirtschaftsminister macht inzwischen als «dritter Mann» der Wahl Furore und liegt in Umfragen bei 20 Prozent. Macron könnte sowohl den Konservativen als auch den Linken Stimmen kosten, denn seine Bewegung “En Marche!” ist nach allen Seiten offen.
Die ganze Bandbreite der wichtigsten Kandidaten geht von Jean-Luc Mélenchon ganz links bis hin zum rechts-populistischen Front National mit Kandidatin Marine Le Pen. Irgendwo dazwischen der Konservative Fillon, der Kandidat der Grünen, sowie der unabhängige Macron.
Der zukünftige Kandidat der Sozialisten muss erst noch gekürt werden: Manuel Valls und Benoit Hamon sind die Finalisten der Vorwahl der PS. Zwei Parteigenossen mit sehr unterschiedlichen Einstellungen.
Besonders der Vorschlag Hamons zu einem bedingungslosen Grundeinkommen lässt Valls unversöhnlich scheinen: “Wer den Erfolg seiner Kampagne auf diese Idee aufbaut, der handelt mit Illusionen, denn auf einen solchen Vorschlag kann nur Enttäuschung folgen.”
“Ich soll ein Kandidat sein, der für das Ende aller Arbeit steht, das ist absurd. Faulheit bedeutet, dass man nicht bereit ist, die Spielregeln zu verändern,” kontert Benoit Hamon.
Ein linker Kandidat, der sich als Realo in Szene setzt – ein Anderer der innovativ und sozial sein will. Der ehemalige Premierminister Valls wird mit der Regierung Hollande identifiziert, Hamon hatte sie als Kritiker verlassen. Nach einer letzten TV-Debatte der beiden Kandidaten am Mittwoch abend werden am Sonntag die Wähler entschieden, welcher Kandidat die Sozialisten bei den Präsidentschaftswahlen vertritt.