Deutschland schiebt 25 Afghanen per Flugzeug ab

2017-01-25 3

Mit einem zweiten Sammelflug sind 25 junge Männer von Deutschland nach Afghanistan abgeschoben worden. Die Maschine landete am in der Hauptstadt Kabul, die Ankunft verlief ruhig. An Bord waren insgesamt 26 Afghanen, von denen aber einer nach Deutschland zurückgeflogen wurde. Nach Auskunft afghanischer Behörden war er krank. Das Bundesinnenministerium erklärte, dem Mann sei die Einreise aus gesundheitlichen Gründen nicht gestattet worden. Vor der Abreise hätten aber medizinische Einschätzungen deutscher Ärzte vorgelegen, wonach keine Bedenken gegen eine Rückführung bestanden.

Unter den Abgeschobenen seien sieben Straftäter gewesen, erläuterte das Berliner Ministerium. Begleitet worden seien die Flüchtlinge von 79 speziell qualifizierten Bundespolizisten, einem Dolmetscher und Ärzten, drei Vertretern der Anti-Folter-Kommission und einem Beamten
der EU-Grenzschutzagentur Frontex. An der Abschiebung seien Hamburg, Rheinland-Pfalz, Bayern und Baden-Württemberg beteiligt gewesen. Mit Blick auf den 26. Mann sagte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums: “Die Person wurde allein auf Drängen afghanischer Behördenvertreter vor Ort wieder zurück nach Deutschland geflogen.” Ein Vertreter des afghanischen Flüchtlingsministeriums wertete dies als “entgegenkommend”.

Nach Angaben des Bundesinnenministeriums ist geplant, den Mann in einer Folgemaßnahme wieder nach Afghanistan zu bringen. Der Flug sei von zwei Ärzten begleitet worden, “die die Flugfähigkeit der Person – auch für den Rückflug – nicht bezweifelten”. Das Ministerium wolle
den Vorfall gegenüber der afghanischen Seite nochmals aufgreifen.

Bei der Ankunft der Chartermaschine warteten am Flughafen Vertreter der deutschen Botschaft, der afghanischen Polizei und mehrerer Ministerien. Vertreter der Internationalen Organisation für Migration (IOM) boten den Ankömmlingen Unterkünfte sowie einen Transport zu ihrem Zielort an.

Im Gegensatz zu freiwilligen Rückkehrern, die bisher 700 Euro erhalten, bekommen abgeschobene Afghanen keine Unterstützung. Sie haben oft keine Möglichkeit, vor dem Flug Verwandte anzurufen.

Auch Mitarbeiter einer von der deutschen Regierung unterstützten Nichtregierungsorganisation, die psychologische Unterstützung anbietet, waren in der Ankunftshalle. Wie bei einem ersten Abschiebeflug im Dezember waren unter den Ankömmlingen junge Männer, die gut Deutsch sprechen und teilweise jahrelang Arbeit hatten. Mehrere Passagiere riefen, dass sie sich
bald wieder auf den Weg nach Deutschland machen würden.

Von den rund 250 000 in Deutschland lebenden Afghanen waren Mitte Dezember nach Angaben des Bundesinnenministeriums rund 11 900 ausreisepflichtig; von ihnen sind etwa 10 300 geduldet. Abschiebungen sind umstritten, weil sich in weiten Teilen Afghanistans Regierungstruppen und radikalislamischen Taliban bekämpfen. Immer wieder gibt es Anschläge.

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