Die Fassade besteht aus recycelten Fensterrahmen, die aus Abbruchhäusern aus allen EU-Mitgliedsländern stammen. Die Idee ist gut, denn das Bauwerk im europäischen Viertel Brüssels wird im neuen Jahr als Ratsgebäude der EU in Betrieb genommen. Hier werden die Staats- und Regierungschefs zu ihren Gipfeln, doch auch die Minister zu ihren Treffen zusammenkommen.
“Zum Mißfallen meiner Frau habe ich immer ein Stück Papier und einen Stift in der Nähe des Bettes”, sagt der belgische Architekt Philippe Samyn zur Geschichte des Entwurfs. “Eines Tages, kurz vor dem Einschlafen sagte ich mir, dass die Form nur die einer Lampe oder Laterne sein könne. Das Äußere ist wie ein Schirm und innen befindet sich der Leuchtkörper. Tagsüber sieht man den Schirm und nachts leuchtet die Lampe. Nach einer ersten Skizze entstand anderntags der Entwurf mit Hilfe des Rechners.”
Das Gebäude hat insgesamt elf Stockwerke und ist damit um einiges geräumiger als das alte Ratsgebäude, der Justus-Lipsius-Bau. Die Anzahl der EU-Mitglieder hat sich in den vergangenen Jahren um fast das Doppelte erhöht.
“Es gibt ein Format, an dem sich nur die Staats- und Regierungschefs beteiligen, ohne die Außen- oder die Wirtschaftsminister”, erläutert der Bauleiter Stephane Magnette. “Sie versammeln sich um einen Tisch, der möglichst klein ist. Denn es geht darum, dass die Staats- und Regierungschefs nahe beieinander sitzen, was die Kommunikation, die Debatten und Diskussionen verbessert.” Auch Großbritannien hat hier noch einen Platz, bis der Austritt aus der EU vollzogen ist.
Am Wochenende steht das neue Bauwerk der EU, die bisher keine identitätsstiftende Architektur hatte, den Besuchern offen.