Angesichts einer angeschlagenen Linken kann sich der Konservative François Fillon durchaus Hoffnungen auf den Elysée machen. An seinen Sieg glaubt er seit langem: Als Präsident werde er seine Überzeugungen mit Ehrlichkeit und hohen Ansprüchen umsetzen, meint der gerade bestätigte Kandidat.
Im Gegensatz zum unterlegenen Alain Juppé verkörpert Fillon den rechten Flügel der Partei “Les Républicains”. Er unterstützt die Massenbewegung gegen Schwulen-Rechte und ein konservatives Familienbild, wie in den sozialen Medien viele kritisieren:
Entendre que #Fillon défend “la famille” me donne envie de vomir. Fillon défend sa conception de la famille. Mais la société a évolué !— Nawak Illustrations (@NawakNawak) 28. November 2016
Mit seinem Sparprogramm will der ultraliberale Politiker Frankreich eine Art Agenda 2010 verpassen:
500.000 Beamtenstellen sollen wegfallen und die von den Franzosen normalerweise bis aufs Messer verteidigte 35 Stunden-Woche will er abschaffen. Das Renteneinstiegsalter von 62 Jahren soll zukünftig stärker an jenes in den anderen EU-Staaten angeglichen werden.
Das verschuldete Gesundheitswesen will Fillon reformieren, um das Defizit auszugleichen, gleichzeitig verspricht er die Abschaffung der Vermögenssteuer. Kritiker werfen ihm vor, Reiche zu bevorteilen und Ärmere stärker zur Kasse zu bitten.
Themen, die bisher massenweise Franzosen auf die Straße trieben.
Francois #Fillon zieht für die Konservativen in den
französischen Präsidentschaftswahlkampf 2017. pic.twitter.com/MZor5cQfwj— tagesthemen (@tagesthemen) 27. November 2016
Auf europäischer Ebene will Fillon Frankreich zurück in eine geopolitische Schlüsselrolle verhelfen. EU-Staaten sollen größeres Gewicht erhalten, europäische Institutionen hingegen an Bedeutung verlieren.
Außenpolitisch fordert Fillon eine Annäherung an Russlands Präsidenten Wladimir Putin und Syriens umstrittenen Regierungschef Baschar al-Assad, um die IS-Dschihadistenmiliz zu bekämpfen.
Kritikern schlägt er den Wind aus den Segeln, indem er Parallelen zum 2. Weltkrieg sucht und auf Frankreichs und Russlands Allianz gegen das Nazi-Regime verweist. Damals habe auch niemand befürchtet, General de Gaulle könne Kommunist werden, meint Fillon.
Der Wahlkampf hat für den konservativen Präsidentschaftskandidaten längst begonnen; die Franzosen wählen im Mai ihren neuen Präsidenten.