In Zukunft könnten sexuelle Straftäter in der Türkei unter bestimmten Umständen einer Strafe entgehen, wenn sie ihr minderjähriges Opfer heiraten. Das sieht ein Gesetzentwurf der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP vor. Für die Regierung steht der Schutz der Familie im Vordergrund:
“Es gibt Eheschließungen mit Minderjährigen. Sie kennen das Gesetz nicht, dann haben sie Kinder, der Vater geht ins Gefängnis und die Kinder sind allein mit der Mutter. Betroffen sind rund 3000 Familien. Mit dem Gesetz wollen wir Abhilfe schaffen”, so Ministerpräsident Binali Yildirim.
Kritiker sehen darin eine Amnestie für Straftäter und eine Legalisierung von Kinderehen.
“Ich habe große Angst vor der Zukunft. Wenn eine Frau mit ihrem Vergewaltiger verheiratet ist, könnte sie ihn töten”, sagt Elif Celiktas aus Istanbul.
Laut dem Entwurf kann die Strafvollstreckung verschoben werden, wenn der Täter sein Opfer heiratet und es bei dem der Missbrauch nicht zu “Gewalt” oder “Drohungen” gekommen sei. Der sexuelle Missbrauch muss vor dem 16. November 2016 stattgefunden haben. In der Türkei sind Eheschließungen unter 18 Jahren verboten.