Transatlantisches Bündnis unter Trump auf der Kippe?

2016-10-28 13

Vier Jahrzehnte lang war die “Lücke von Fulda” Brennpunkt des Kalten Kriegs – theoretisch: Hier, an der innerdeutschen Grenze nicht weit von Fulda, erwarteten die NATO-Generäle die Invasion sowjetischer Truppen, falls der Dritte Weltkrieg ausgebrochen wäre. Fulda Gap nannten sie die Schneise im Mittelgebirge zwischen Thüringen und Hessen, durch die die Sowjets hätten einmarschieren können. Der US-Stützpunkt Point Alpha sollte dies melden.

Heute ist er Grenzgedenkstätte. Direktorin Ricarda Steinbach: “Wir stehen hier am heißesten Punkt der deutschen Geschichte, der europäischen Geschichte. Wenn man diesen Turm anschaut – dort standen die DDR-Grenztruppen. Und die Grenze ging bis zu diesem weißen Pfahl. Sodass man sich Auge in Auge gegenüberstand. Warschauer Pakt und NATO guckten sich genau an, waren nur wenige Meter, schätzungsweise etwa zwei Meter auseinander.”

Neue Dauerausstellung in Grenzgedenkstätte Point Alpha eröffnet: Die Gedenkstätte Point Alpha an der ehemalige… http://t.co/XZmJWo8Xg8— Friedrichsdorf (@Friedrichsdorf_) March 26, 2014


Die paar amerikanischen Soldaten auf dem Stützpunkt sollten sich bei einer Invasion zurückziehen und Verstärkung anfordern – wenn sie überhaupt noch Zeit dazu gehabt hätten. Große Sorge herrschte auch, dass die Gegner Atomwaffen einsetzen.

Nearly 100 German and American students met at Point Alpha near Fulda yesterday. See photos here: http://t.co/KKyWSjWj usagwiesbadenpa— USAG Wiesbaden (usagwiesbadenpa) March 30, 2012


Das ist Vergangenheit. Die Dankbarkeit gegenüber den Amerikanern bleibt. Renate Stieber war über zwanzig Jahre lang Verbindungsoffizierin beim US-Regiment und häufig am Stützpunkt. Woran sie heute denkt, wenn sie hierher kommt? “Ich denke da an die Pflichten, die die amerikanischen Soldaten hier übernommen haben, in dem Wachturm zum Beispiel. Sie haben vierundzwanzig Stunden das Gelände überwacht. Und sie haben für unseren Frieden und unsere Freiheit gesorgt. Solange sie da waren, konnten die Leute im Westen jede Nacht ruhig schlafen.”

Die Zeiten ändern sich. Donald Trump beharrt im Wahlkampf darauf, dass die USA weniger und die europäischen NATO-Partner mehr zahlen müssten. Er nähme auch das Ende des Militärbündnisses in Kauf: “Ich werde ein langes Statement zur NATO abgeben, und über die Tatsache reden, dass viele Länder nicht ihren fairen Anteil daran zahlen. Das heißt, wir beschützen sie, sie bekommen allen möglichen militärischen Schutz, und sie beuten die Vereinigten Staaten aus. Sie beuten Sie aus! Ich will da nicht mitmachen. Entweder zahlen sie – auch rückwirkend für frühere Rückstände – oder sie müssen austreten. Und wenn dadurch die NATO auseinanderbricht, dann bricht sie eben auseinander.”

Dankbarkeit für das, was die USA für Europa, insbesondere für Deutschland leisteten, heißt nicht gleich höhere Zahlungsbereitschaft: Immer wieder mahnten NATO-Generalsekretäre und US-Regierungen höhere Zahlungen für das Bündnis an. Nur die wenigsten Bündnispartner g