Nach dem verheerenden Durchzug des Wirbelsturms Matthew auf Haiti versuchen internationale Organisationen, das Schlimmste zu verhindern. 750.000 Bewohner des Karibikstaats sind von den Nachwirkungen betroffen, mindestens 372 verloren ihr Leben. Schätzungen gehen von weitaus höheren Opferzahlen aus.
“Die Stadt Jérémie wurde systematisch verwüstet”, berichtete der haitianische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Pierre André Dunbar. “80 Prozent der Häuser wurden zerstört, landwirtschaftliche Anbaugebiete ebenfalls. Der Südwesten ist die Kornkammer des Landes, es wird eine schwere Hungersnot geben.”
Arbeit der Hilfsorganisationen in den besonders schwer betroffenen Gebieten (Quelle: mapaction.org)
Den Südwesten hat Wirbelsturm Matthew besonders schwer getroffen. Nach der ersten Nothilfe wollen Hilfsorganisationen deshalb auch Saatgut verteilen, damit sich die Bevölkerung mittelfristig wieder selbst versorgen kann. Die UN haben die internationale Staatengemeinschaft um Hilfszusagen von mehr als 100 Millionen Euro gebeten. Das Geld soll in den kommenden drei Monaten auch für sauberes Trinkwasser, Notunterkünfte und medizinische Versorgung ausgegeben werden.
Schwieriges Vorankommen der Helfer
Doch selbst wenn Geld und Hilfsgüter vorhanden sind, ist die Hilfe in der Praxis schwierig. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen berichtet, die entsandten Mediziner hätten Probleme, die Orte an der Küste zu erreichen. Derzeit versuche ein Team, sich dorthin vorzuarbeiten. Die Organisation warnt außerdem vor einem möglichen Cholera-Ausbruch.
Haiti ist eines der ärmsten Länder der Erde. Immer wieder wird das Land von schweren Krisen gebeutelt. Neben chronischen politischen Problemen und Gewaltausbrüchen sind es immer wieder Umweltkatastrophen wie beispielsweise das schwere Erdbeben 2010 und der Wirbelsturm Sandy vor vier Jahren. Den Bewohnern bleibt dazwischen kaum Zeit für eine nachhaltige Erholung und den Wiederaufbau des Landes.