Ungarns Umweltpolitik - zwischen Kernkraft und Brennholz

2016-09-30 13

Ein Schritt nach vorn, ein Schritt zurück – diesen Eindruck haben viele Ungarn von der Umweltpolitik des Landes.

Die Regierung will Elektroautos subventionieren – um bis 2020 auf dreißigtausend Elektroautos auf den Straßen zu kommen, soll es einen Zuschuss von bis zu 21 Prozent des Kaufpreises geben.

.. aber zugleich soll die Installation neuer Windkraftanlagen blockiert werden.

István Lepsényi, Unterstaatssekretär für wirtschaftliche Entwicklung:

“Wir erwarten dass das die Elektromobilität förderτ, so werden mehr und mehr emissionsfreie Elektroautos in Budapest und anderen Städten unterwegs sein.”

Beatrix Asboth, euronews, Budapest:

“Zum Schutz der Umwelt plant die ungarische Regierung, 3.000 öffentliche Stromladestationen zu installieren. Um die Nutzung von Elektrofahrzeugen zu fördern, wurden die Vorschriften vereinfacht und Steuererleichterungen beschlossen.

Auf der anderen Seite werden Sonnenkollektoren besteuert, mit 37 Eurocent pro Kilo – laut ungarischer Presse (“Daily News Hungary”) “international beispiellos”. Und eine neue Entscheidung untersagt im Wesentlichen den Bau neuer Windkraftanlagen.”

Das Gesetz, das gerade in Kraft getreten ist, bedeutet, dass keine Windenergieanlagen innerhalb von zwölf Kilometern rund um besiedelte Gebieten eingerichtet werden können. Außerdem tabu: Windräder 40 km rund um Radaranlagen der Landesverteidigung, und 15 km rund um Militärflughäfen.

...bleiben keine weißen Flecken auf der Landkarte.

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Das Entwicklungsministerium verteidigt das Verbot der Windparks – das sei keine effiziente Art der Stromerzeugung. Im Klartext: Es fehlt an Einrichtungen zur Speicherung – und die Windräder drehen sich meist nachts, wenn die Nachfrage gering ist.

Die Umwelt-Gruppe Energiaklub sieht in Ungarn trotzdem einige Fortschritte. Orsolya Fülöp, technische Direktorin:

“Ungarn hat sich zum Ziel gesetzt, dass bis 2020 13 Prozent der verbrauchten Energie aus erneuerbaren Quellen kommen. Im Moment sind wir rund 10 Prozent, ein recht guter Wert. Aber das kommt vor allem aus der Verbrennung von Holz, nicht gerade sehr modern.”

Mögliche Auflösung der Widersprüche: Mehr als die Hälfte der produzierten Stromproduktion (52,7 Prozent) kommt in Ungarn aus Kernkraftwerken, rund ein Fünftel aus Braun- und Steinkohle (19,9 Prozent, 2015).

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