Was sind die Gründe für den Aufstieg der Rechtspopulisten in Österreich? Wer wählt die FPÖ? Welche Folgen hätte ein Sieg der “Blauen” bei den Präsidentschaftswahlen für Europa? Droht der Öxit – oder vielleicht doch nicht? Und überhaupt: soll man die FPÖ als rechtspopulistische Partei bezeichnen oder als rechtsextrem? Mit diesen (und noch ein paar mehr) Fragen machte sich das Euronews-Team auf die Reise nach Wien.
Tretleiter anstellen. Den Pinsel tief in den Kleber tauchen. Bogen einweichen. Tretleiter hochklettern. Auffalten. Glattstreichen. In der glühenden Hitze des Wiener Altweibersommers setzt sich Plakatbogen um Plakatbogen ein Gesicht zusammen, ein Name, Norbert Hofer, ein Leitspruch: “Macht braucht Kontrolle”. Wir sind in Wien, wie gesagt. Und wieder einmal ist Wahlkampf. Oder besser: immer noch. Das freut Richard Wagner, es bringt ihm Arbeit. Viel Arbeit. Mit dem Komponisten hat Wagner nur den Namen gemeinsam. Die Geschäfte laufen gut für den professionellen Plakatkleber. Wagner ist ein Alleskleber: linke Kandidaten, rechte Kandidaten – bei ihm kommen alle unter den breiten Klebepinsel. Was Wagner ärgert, sind die verschmierten und zerrissenen Plakate: “Die Leute sollen lieber wählen gehen”, meint der sonnengebräunte Mann mit dem freundlichen Lachen. Ein demokratisches Statement, dass man gerne an den Anfang einer solchen Reportage stellt.
Seit Monaten herrscht Wahlkampf in Österreich
Wer wird Präsident? Rechtsaußen gegen die vereinte Linke. Eine offenbar unendliche Geschichte: Zunächst gewann der offiziell unabhängige Kandidat Alexander van der Bellen (unterstützt von den Grünen), wenn auch nur ganz knapp, mit 50,3 Prozent. Doch die Richter annullierten die Wahl. Österreich ist gespalten – und die populistische Rechtspartei FPÖ mit ihrem Kandidaten Norbert Hofer ist im Aufwind. Im Oktober sollte die Wahl wiederholt werden. Doch nach einem erneuten Skandal – diesmal ging es um nichtklebende Kuverts für Briefwahlstimmen – wurde der Termin nun auf Dezember verschoben. Etwa fünfzig Prozent der Wähler stehen hinter dem Rechtspopulisten Hofer – steht das Land vor einem politischen Erdbeben?
Erklärungssuche im Prater
Warum ist die FPÖ so populär geworden? Mit dieser Frage im Gepäck machen wir uns auf den Weg quer durch Österreich. Auf der Suche nach Antworten machen wir einen ersten Halt im Wiener Prater. Beim historischen Riesenrad haben wir uns mit Werner Otti, dem Sänger der Otti-Band verabredet. Aufgewachsen ist Otti als dreizehntes von 15 Kindern auf einem Bergbauernhof in Kärnten. Er engagierte sich bei der Sozialistischen Jugend. Heute bewundert er Rechtspopulisten wie Hofer und FPÖ-Chef Strache. Das Etikett “rechtsextrem” lehnt er ab. Die FPÖ sei eine demokratisch legitimierte Partei.
Immer wieder Österreich
Seit fast zwei Jahrzehnten spielt Otti zusammen mit seinen Brüdern für die FPÖ. Und Otti hat auch die Musik für die FPÖ-Hymne “Immer wieder Österreich” arrangiert. Er hat seine Gitarre mitgebracht und spielt