Russland nach der Wahl

2016-09-19 2

Nach Auszählung von rund 93 Prozent der Stimmen hat die Regierungspartei Geeintes Russland von Präsident Wladimir Putin 343 von 450 Sitzen gewonnen und sich damit eine verfassungsändernde Mehrheit gesichert. Die Wähler nehmen den Ausgang mit Gleichmut.

Die Parlamentsmehrheit fällt fast so hoch aus wie zu Sowjetzeiten – also kostet der Kreml den Wahlsieg der Regierungspartei Geeintes Russland voll aus. Präsident Wladimir Putin habe ein beeindruckendes Vertrauensvotum erhalten, sagt Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. Es sei offensichtlich, dass das Volk Putins Kurs unterstütze.

Das Volk selbst ist eher gleichmütig. Sie habe Putins Partei gewählt, sagt eine Frau, da die Zukunft einem geeinten Russland gehöre. Anders reagiert ein junger Mann auf das Wahlergebnis: “Ehrlich gesagt, ich bin ein wenig enttäuscht. Alles ist genauso, wie es zuvor war. Unsere liberale Opposition hat sich diskreditiert, und wir haben auch keine klare Botschaft. Daher, ich unterstütze die regierende Partei nicht, aber das liberale Lager hat auch nichts zu bieten.”

Ein älterer Mann ist nicht zur Stimmabgabe gegangen: “Ich habe nur einmal in meinem Leben an einer Wahl teilgenommen. Das war, als ich 18 Jahre alt war. Ich will diesen bourgeoisen Politikern keine Stimme geben, ich glaube ihnen nicht, das sind alles Betrüger.” Er steht nicht allein da. Die Wahlbeteiligung war historisch niedrig. Die meisten Wähler blieben in den großen russischen Städten zu Hause – in Sankt Petersburg und in Moskau.

Der Staatschef stand am Sonntag nicht zur Wahl. Die Abstimmung galt als Testlauf für die Präsidentenwahl 2018, bei der eine weitere Kandidatur Putins erwartet wird.