Russland, Iran, Türkei: Neue Machtverhältnisse im Nahen Osten?

2016-08-18 3

Russische Flugzeuge im Kampfeinsatz über Syrien – gestartet sind sie von iranischem Boden aus. Diese Nachricht machte Diplomaten allerorten hellhörig. Dem russischen Verteidigungsministerium zufolge nahmen die russische Maschinen Ziele der Miliz Islamischer Staat und der al-Nusra-Front in Syrien ins Visier.

Erst am Montag hatte der russische Vizeaußenminister Mikhail Bogdanov mit dem iranischen Außenminister Mohammad Javad Zarif unter anderem die Lage im Syrienkonflikt erörtert. Ein großer Vorteil einer Nutzung des Stützpunktes im Westiran liegt für die russische Luftwaffe auf der Hand: Die Flugzeit zu Zielen im Krisengebiet ist kürzer.

Russland und der Iran sind Alliierte des syrischen Präsidenten Baschar al Assad – doch diese Form der militärischen Kooperation ist neu.

“Weil die Menschen in Syrien die ersten sind, die Widerstand leisten, stehen wir an Syriens Seite”, erläutert Alaeddin Boroujerdi, Leiter des iranischen Parlamentsausschusses für nationale Sicherheit und Außenpolitik.

Der Syrienkonflikt ist auch ein Bestandteil des großen geopolitischen Schachspiels im Nahen Osten: Die meisten der Figuren werden von Moskau und Washington aus bewegt. Das Spannungsfeld zwischen Sunniten unter anderem in Saudi-Arabien und Schiiten unter anderem im Iran ist dabei immer auszuloten. Wie bewertet Andrew Tabler, Analyst des Instituts für Nahost-Politik in Washington, die Zusammenarbeit zwischen Iran und Russland?

“Das ist das erste Mal, dass Russland vom Iran aus operiert und das gleicht einer Eskalation des Kampfes in Syrien – nicht unbedingt militärisch, doch in Bezug auf die Zusammenarbeit mit dem Iran. Man sieht klar und deutlich, dass die Russen in Syrien eine starke politische Karte ausspielen, während die USA bestenfalls defensiv spielen”, sagt Tabler.

Das verbesserte Verhältnis zwischen Russland und der Türkei könnte sich zu einem weiteren Faktor im Nahen Osten entwickeln: Machen Moskau, Teheran und Ankara gemeinsame Sache, würde das zweifellos einen gewichtigen Gegenpol zu US-amerikanischen Interessen in der Region bilden.

“Auf türkischer Seite herrscht gegenüber den Amerikanern, der Nato und den Europäern Misstrauen. Die Türkei hat mehr Vertrauen zu Putin. Das ist etwas Neues in unserer Beziehung”, meint Hüseyin Bağcı vom Fachbereich Internationale Beziehungen an der Technischen Universität des Nahen Ostens in Ankara.

Allerdings sind sich die Türkei und Russland bezüglich Syrien in grundlegenden Fragen uneinig. Im Juni schrieb der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan in einem Artikel von ‘unter dem Vorwand des Kampfes gegen IS in Syrien begangenen russischen Verbrechen’.