Keine Ahnung, was Hoeness sich DABEI gedacht hatte. Jeder Insider wußte, daß Klinsmanns Stärken anderswo lagen, als in der eigentlich Trainer-Arbeit. Dafür war beim Sommermärchen Yogi Löw zuständig gewesen. Gegen einen Gegner, der die Hundertmillionentruppe von Real Madrid im eigenen Stadion mit 2-6 an die Wand spielte, hatten die Klinsmänner nichts zu bestellen - aber ein Gutes hatte es, daß Klinsmann versagte. Die Bayern holten Louis Van Gaal, und mit dessen Hilfe wurde nicht weniger als eine Fußball-Revolution eingeleitet. Der abgezockte, aber wenig berauschende Ergebnis-Fußball, den die Bayern seit der letzten, der sogenannten "Breitner-Revolution" im Winter 1978/79 drei Jahrezhnte lang gespielt hatten, er gehörte der Vergangenheit an.. Alle Trainer des FC Bayern hatten sich dem Dogma gebeugt, daß der Club einen erfolgsorientierten, klugen, aber wenig berauschenden Fußball zu spielen habe. Ergebnisse, meine Herren ! Von Pal Csernai, Udo Lattek, Jupp Heynckes (während seiner ersten Zeit bei den Bayern - 1987-91), Erich Ribbeck, Giovanni Trappatoni, Othmar Hitzfeld, Felix Magath, sie alle hatten mehr oder weniger defensiven und erfolgsorientierten Fußball spielen lassen; nur daß die Erfolgsorientierung nicht immer zum Erfolg geführt hatte. Van Gaal war der rechte Mann, um diese festgefügte, tief eingesenkte "corporate identity" zu ändern.. Warum ? Weil sein "Systemfußball" die denkbar schematischste Variante des kurzpaßorientierten Offensivfußballs holländisch-spanischer Varianz war, die sich denken ließ. Die Spieler sollten nicht von einem zum anderen Tag improvisatorisch spielen wie Barcelona unter Pep, sie erlernten den "schönen Fußball" nach dem Prinzip "Malen nach Zahlen".