1626 - Feldherrn tête-à-tête: Graf Tilly & Wallenstein bei Hemmendorf in Niedersachsen

2015-09-29 7

Kurz nach Beginn des Feldzuges gegen die niedersächsischen Reichsstände und ihren Verbündeten, den König Dänemarks, treffen bei Hemmendorf in Niedersachsen die beiden führenden Feldherrn des kaiserlich-katholischen Lagers im 30jährigen Krieg aufeinander: Albrecht v. Wallenstein, Herzog von Friedland, kaiserlicher Generalissimus, und Tserclaes Graf v. Tilly, bayerischer General, Oberbefehlshaber der Truppen der Katholischen Liga. Wallenstein sollte mit seiner Armee von Böhmen, die Elbe abwärts, gen Mecklenburg marschieren, indes Tillys Armee von Bayern über den Main, durch Hessen und dann die Weser abwärts vorrücken sollte. "Getrennt marschieren, vereint schlagen" sollte zwei Jahrhunderte später, im Zeitalter der Eisenbahn und des Zündnadelgewehrs, ein noch berühmterer deutscher Feldherr gelegentlch eines erneuten deutschen Bruderkrieges seine Strategie nennen, und trotz der griffigen Worte, mit denen der sonst für seine Maulfaulheit gerühmte Mann die Sache auf den Begriff brachte, war die Strategie SO NEU NICHT: Wallenstein, kaiserlicher Oberbefehlshaber, und Graf Tilly, Oberbefehlshaber der mit dem Kaiser alliierten Katholischen Liga, praktizierten sie mit großem Erfolg im Krieg gegen den Dänenkönig, der, in seiner Funktion als Herzog von Holstein, als Beschützer der evangelischen Reichsstände Norddeutschlands mit seiner Armee auf den Plan trat. Die Katholischen siegten, und da der Kaiser in Wien nicht solvent war, vermachte er seinem Generalissimus das vakant gewordene Herzogtum Mecklenburg, dessen legitime Inhaber wegen ihrer Allianz mit den Dänen vertrieben worden waren. 240 Jahre später standen sich, im sog. deutschen Bruderkrieg, die deutschen Großmächte Preußen und Österreich samt ihren jeweiligen Verbündeten gegenüber, und der preußische Generalstabschef war von mecklenburgischem Uradel, seine Vorfahren hatten 1626, als Angehöriger einer Abordnung der mecklenburgischen Stände, im Thronsaal des Schweriner Schlosses dem neuen Herzog, nämlich Wallenstein, gehuldigt. Am Ende des 30jährigen Krieges waren die legitimen Herzöge zurückgekehrt, und deren Freundschaft mit dem dänischen Königshause blieb so eng, daß der künftige Generalstabschef Preußens, Helmuth Graf v. Moltke, als junger Mann in das königlich-dänische Kadettenkorps in Kopenhagen eintrat, ehe er, inzwischen Leutnant, Mitte der 1830er Jahre, in preußische Dienste wechselte. 30 Jahre später warteten die norddeutschen Protestanten, deren Führungsmacht Preußen war, nicht ab, ehe die Österreicher (die u.a. wiederum Bayern auf ihrer Seite hatten) die militärische Initiative ergriffen, sondern fielen ihrerseits mit 3 Heersäulen in Böhmen ein, woher Wallenstein 240 Jahre zuvor seinen Vormarsch gen Norden begonnen hatte.

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