Zahlreiche Menschen kamen am Demircilik-Bahnhof im Stadtviertel Günesli von Elbistan, ein Landkreis der Provinz Maras, zusammen. Die Aktion wurde vom PSAKD-Demircilik (Pir Sultan Abdal Kulturverein in Demircilik), von der Gewerkschaft für Bildung und Bildungswerktätige (Egitim Sen), der Gewerkschaft der Arbeiter der Gemeinden und Regionalen Verwaltungsämter (Tüm Bel Sen), Republikanischen Volkspartei (CHP), der alevitischen Stiftung Haci Bektas und von Gymnasialschülern unterstützt.
An der Demonstration nahmen vorwiegend Frauen teil. Sie ließen zum Gedenken an die ermordete Studentin Özgecan Aslan Tauben fliegen und marschierten anschließend über die Straßen Malatya, Hacı Esat Efendi, Çaldıran zum alevitischen Glaubenshaus. Sie trugen Plakate und ein Transparent mit der Aufschrift “Der Mann mordet, der Staat beschützt – Gerechtigkeit für Özgecan”. Nebenbei skandierten die Demonstranten Parolen wie “Jin Jiyan Azadi ( Frauen Leben Freiheit!)”, “Die Hände, die sich an Frauen vergreifen, sollen brechen” und “Wir trauern nicht, wir rebellieren”. Nach einer Gedenkenminute für Özgecan Aslan und ermordete Frauen wurden Redebeiträge gehalten. “Selbst der Schnee der Nurhak Gebirge konnte das Feuer in unseren Herzen nicht auslöschen”, sagte der Bürgermeister Ahmet Akkus der Gemeinde Nurhak.
Im Namen der Gewerkschaft Egitim Sen äußerte sich Hülya Yalcin Orak. Sie deutete daraufhin, dass die Morde an Frauen politisch sind und hielt die Regierung dafür verantwortlich. “Die Frauen müssen sich mobilisieren und gegen das System sich wehren. Sie müssen sich auf die Straßen begeben“, so rief Hülya Yalcin Ocak zur Teilnahme an der Fackel-Demonstration auf, die am Mittwochabend stattfinden wird.
Das Parteiratsmitglied der HDP Ayşenur Vaizoğlu hielt im Namen der demonstrierenden Menge eine Rede. Sie verurteilte das Verbrechen und machte auf steigende Morde in der Türkei aufmerksam. “Wir sind der Meinung, dass dieses Verbrechen nicht auf die Perversität hinweist, sondern ein Zeichen für politisches und juristisches Problem ist” und setzte fort: “Weil sie Frauen, Kinder und Transsexuelle wurden mehrere Menschen ermordet. Ein weiterer Mord ist geschehen. Und wir Hinterbliebenen sind entweder Täter oder das nächste Opfer, schweigender Zeuge, Drahtzieher oder Trauernde oder Rebellierende“.
“Für den Tod ist die herrschende männliche Gesellschaft, die Regierung mit ihren Gesetzen und Haldungen, die Diskriminierung, Ungerechtigkeit verursacht und die Mörder in Schutz nimmt und die Medien sowie jeder Schweigende verantwortlich“, betonte Vaizoglu. Vaizoglu sagte, dass die herrschende männliche Mentalität, die Handlungen und die Gesetze der Regierung, die Diskriminierung und Ungleichheit verursachen und jeder Schweigende ist solche Fälle verantwortlich ist. Sie erinnerte die Öffentlichkeit an die Aussagen der Staatsbeamten über Themen wie Frauen und Vergewaltigungen:
Recep Tayyip Erdogan: “Ich glaube nicht an die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Sie können eine Frau nicht in die gleiche Position wie einen Mann bringen. Das widerspricht der Natur“.
Finanzminister Mehmet Simsek: “Weil Frauen auf der Suche nach Arbeit sind, ist die Arbeitslosigkeit hoch“
Bürgermeister der Hauptstadt Ankara Melih Gökcek über Abtreibung: “Wieso sollte das Kind sterben, wenn die Mutter vergewaltigt wird?“
Gesundheitsminister Recep Akdag über Abtreibung im Zusammenhang mit Vergewaltigungen: “Die vergewaltigten Frauen sollen die Kinder zur Welt bringen. Wenn es notwendig ist, wird der Staat diese Kinder erziehen“.
Vorsitzender des AKP-Komissions für Menschenrechte Ayhan Sefer Üstün: “Die Vergewaltiger sind harmloser als Frauen, die Abtreibung durchführen. Auch in Bosnien wurden die Frauen vergewaltigt. Dennoch haben sie die Kinder auf die Welt gebracht“.
Parteiratsmitglied der HDP Ayşenur Vaizoğlu, Foto: ElbistanOlay
Zuletzt appellierte Vaizoglu an die Regierung, schnell wie möglich eine außerordentliche Sitzung bezüglich der Gewalt an Frauen zu verwirklichen. Nach Reden und vorgelesenen Presseerklärungen endete die Protestaktion friedlich.
Quellen:
– ‘Özgecan Aslan için protesto yürüyüşü’ ElbistanOlay vom 16.02.2015
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