Kurz vor dem Durchbruch: Spritzenlose AIDS-Impfung könnte bald Wirklichkeit werden

2014-11-24 56

Die AIDS-Pandemie hat rund 40 Millionen Menschen das Leben gekostet. Weitere 35 Millionen leben mit HIV. Wissenschaftler auf der ganzen Welt kämpfen gegen das Virus und suchen nach einem Impfstoff, der ihm vorbeugen oder eine Infektion heilen kann. Wir begeben uns an die Front im Krieg gegen AIDS. Die Suche nach einem Impfstoff gegen AIDS beginnt an einem ungewöhnlichen Ort.

Ein Festival für Amateur-Drag-Queens in Barcelona ist für die örtlichen Anti-AIDS-Aktivisten eine Gelegenheit, Kontakt mit einer Risikogruppe aufzunehmen. An den öffentlichen Kampagnen beteiligen sich auch Zentren wie das “BCN Checkpoint”. Dort kann man sich schnell und anonym auf HIV testen lassen. Hunderte regelmäßige Besucher haben sich damit einverstanden erklärt, ihre Blutproben mit Wissenschaftlern zu teilen. Für die Immunologen ist das eine wertvolle Quelle. Ferran Pujol ist Direktor des Zentrums: “Bei mir wurde 1985 HIV diagnostiziert, damals gab es noch keine Therapie. Das war ein Schock. Aber es hat mich dazu motiviert, aktiv nach einer Lösung zu suchen”, sagt er.

In Barcelona sind 81 Prozent der von HIV Betroffenen homosexuelle Männer. Pujol: “Die Forscher haben kein Problem, in Krankenhäusern Menschen mit einer bestimmten Pathologie zu finden. Aber wenn sie Leute untersuchen wollen, die nicht krank sind, können sie nicht einfach auf der Straße suchen. Zentren wie unseres, die tausende Männer besuchen, schwule Männe in diesem Fall, liefern exzellentes Forschungsmaterial.”

Die Europäische Union bezuschusst das internationale Forschungskonsortium zur Prävention und Therapie der HIV-Infektion CUT’HIVAC. Christian Brander koordiniert die Forschungen. Sie haben gezeigt, dass Männer mit vielen männlichen Sexualpartnern eine gewisse Resistenz gegen HIV entwickeln. Brander forscht am IrsiCaixa-Institut für AIDS-Forschung in Barcelona: “Wenn wir Leute identifizieren können, die gegen ein Infektion mit HIV geschützt sind, dann können wir diese Informationen auch gebrauchen, um eine Vakzine zu bauen. Also müssen wir diese Leute mit hoher Exposition, hoher Wahrscheinlichkeit, dem Virus auch schon einmal begegnet zu sein, verwenden, um eine Impfung erbauen zu können”, sagt er.

Die Wissenschaftler treffen extreme Vorsichtsmaßnahmen, wenn sie im Labor mit HI-Viren arbeiten. Brander: “Im Labor nehmen wir dann die Blutproben, und wir schauen nach diesen weißen Blutzellen, den T und B-Zellen. Und wir fragen, sind diese Zellen häufiger in den Leuten anzutreffen, die schon einmal mit dem Virus in Kontakt kamen, ohne sich infiziert zu haben, und vergleichen dann diese Zellen mit Leuten, die sich schon infiziert haben. Wir versuchen auch Leute zu identifizieren, die noch nie dem Virus nahe gekommen sind, und fragen dann, was sind die Charakteristiken dieser Zellen. Können diese gegen HIV aktiv sein, oder nicht. Und dazu verwenden wir das Labor.”

Impfstoffe, die auf diesem Wissen basieren, könnten eine existierende Infektion bekämpfen. Vorrangiges Ziel der Wissenschaftler ist es aber, das Immunsystem dazu zu bringen, dass das Virus die Person gar nicht erst infizieren kann. “Die Vakzine, die wir im Moment testen, ist eine präventive Vakzine, die wir durch die Haut in Leute injizieren werden, so dass wir keine Nadeln brauchen, so dass es direkt durch die Haut aufgenommen werden kann. Das wäre eine präventive Vakzine, zum Beispiel”, beschreibt Brander das Projekt.

Im Labor produzierte Impfstoffe können funktionieren – oder auch nicht. Bevor sie am Menschen getestet werden, müssen die Wisenschaftler sicherstellen, dass sie sich auf sicherem Gelände bewegen und dass die Vakzine positive Wirkungen für den Menschen haben. Auch Àlex Olvera arbeitet am IrsiCaixa-Institut on Barcelona: “Wir messen die Reaktion, indem wir die Mäuse entsprechend dem Aufbau der Studie immunisieren. Dann entnehmen wir die weißen Blutzellen und messen die immunologischen Parameter anhand der üblichen Standards”, sagt er.

Die Wissenschaftler koordinieren ihre Arbeit mit Kollegen in mehreren anderen Ländern – von Peru bis Mosambik, Deutschland, Großbritannien oder Frankreich. Einen effektiven Impfstoff zu schaffen, das ist nur eine der Aufgaben dieses europäischen Forschungsprojekts. Wir sind in Paris, hier arbeiten die Wissenschaftler mit Proben menschlicher Haut, um herauszufinden, wie man Menschen gegen HIV impfen kann, ohne Spritzen zu benutzen.

Die Wissenschaftler am Pariser CIMI-Institut beteiligen sich ebenfalls am CUT’HIVAC-Projekt. Sie arbeiten mit Hautproben, die nach kosmetischen Operationen übrig geblieben sind. Sie erlauben es den Wissenschaftlern an der Marie Curie-Universität, ihre innovative Methode für Spritzen-freie Impfungen zu verfeinern. Die Immunologin Béhazine Combadiere meint: “Die Haut ist ein Gewebe voller antigener Zellen, Zellen in der Epidermis oder der Lederhaut. Der Impfstoff kann so direkt in die Zellen gelangen und bis zu den lymphatischen Organen des Immunsystems gebracht werden.”

Und so funktioniert die Nadel-freie Methode: Haare wer