Überraschungsangriff im Ersten Weltkrieg: Das Tunnelsystem von Arras

2014-11-11 35

580.000 Soldaten verschiedener Nationen verloren im Ersten Weltkrieg an der Front in Nordfrankreich ihr Leben. In der Region Pas-de-Calais erlitt vor allem Großbritannien große Verluste.

Denn als die französischen Soldaten 1916 südöstlich nach Verdun verlegt wurden, rückten dort britische Soldaten nach. Die Regionalhauptstadt Arras stand bis 1918 sogar unter britischer Verwaltung.

Unter der Stadt liegen alte Kreidestollen aus dem 17. Jahrhundert. Fast drei Jahrhunderte später begannen Männer, dort wieder zu graben. Denn die britische Armee wollte die Tunnel militärisch nutzen.

20 Meter unter der Oberfläche höhlten sie den Boden weiter aus und schufen ein Tunnelsystem, das bald den Namen Carriére Wellington trug – benannt nach einer neuseeländischen Stadt.

“Die Idee war, hier unten 24.000 Soldaten zu verstecken und dann überraschend nach draußen zu stürmen. Die deutschen Truppen wussten nichts von den Stollen. Es ist wie ein Schweizer Käse hier unten, 20 Kilometer messen die Tunnel zusammen”, so Isabelle Pilarowski, die heutige Ausstellungschefin.

Sechs Monate lang gruben Soldaten aus der Commonwealth-Nation Neuseeland unter Tage, 80 Meter pro Tag, und verbanden die vielen Stollen miteinander.

Dann hieß es warten, acht Tage lang, in der klammen und kalten Kreide, bevor der Angriffsbefehl kam. “Man muss sich vorstellen, dass die Männer hier zur Toillette gegangen sind, sich gewaschen, gegessen und geschlafen haben”, sagt Pilarowski.

Dabei hinterließen sie auch Spuren. Grafittis, die einen neuseeländischen Soldaten zeigen beispielsweise, das Gesicht einer Geliebten, oder auch ein Mammut – Galgenhumor vor der Schlacht.

euronews-Reporterin Laurence Alexandrowicz: “Um 6.30 Uhr, am Morgen des 9. April 1917, stürmten 24.000 Männer durch eine Reihe von Ausgängen ins Freie. Draußen, auf dem Schlachtfeld, erwarteten sie deutsche Maschinengewehre, Artillerie und Schnee. Aber die Überraschung gelang.”

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