55 Jahre gesunder Kinderschlaf: Dem Sandmännchen sei Dank!

2014-11-05 62

Er hat einen Hut, einen Bart und einen Sack voller Traumsand, den er über Kinderaugen streut, um ihnen beim Einschlafen zu helfen. Das Sandmännchen ist eine waschechte ostdeutsche Symbolfigur. Seit 55 Jahren bringt der Sandmann deutschen Kindern den Abendgruß. Er ist eine Einrichtung, die Grenzen überschreitet – und Mauern.

In den Babelsberg-Filmstudios in Potsdam, wo auch neue Folgen des Sandmännchens gefilmt werden, findet 25 Jahre nach dem Mauerfall die Sandmann-Ausstellung statt – der Anlaufpunkt für junge Besucher.

Zur Geschichte der kleinen Kultpuppe

Eine Märchenfigur stand für das Sandmännchen Pate. Literarischer “Vorgänger” des Fernseh-Sandmännchens ist der “Sandmann” aus dem gleichnamigen Märchen von Hans Christian Andersen. Seinen ersten Auftritt machte der Sandmann am 22. November 1959 im ostdeutschen Fernsehen. Im Vergleich zu seinem heutigen Auftreten war er damals noch etwas “unfertig” – denn die erste Episode wurde innerhalb von nur drei Tagen gefilmt. Warum das so ist, weiß Volker Petzold, Autor eines Buches über das Sandmännchen. “Da kriegten die Programmmacher im Osten mit, dass man im Westen an einer Sendung arbeitete und sie wollten ihnen zuvorkommen und sagten: Das ist genau das, was wir brauchen für unsere Abendgrüße und wir müssen aber schneller sein als der Westen. Und so peitschte man förmlich eine Sandmännchen Sendung aus dem Boden und die kam dann am 22.11.59 also etwa eine Woche vor dem Start im Westen.”

Der Kollege aus dem Westen schwebte auf einer Wolke und war moderner gekleidet. Doch es war das Sandmännchen aus dem Osten, das sich am Ende durchsetzte. Das Sandmännchen besucht nicht nur im Film Länder auf der ganzen Welt – es wird tatsächlich weltweit exportiert – vor allem in sozialistische Länder aber auch in den Irak und nach Skandinavien.

Neben vielen Wiederholungen gibt es auch neue Sandmännchen-Folgen. 2010 erscheint sogar ein Kinofilm mit dem Titel “Abenteuer im Traumland”. Der Film ist eine Stop-Motion-Animation. Doch zum allerersten Mal hat das Sandmännchen einen Mund und eine Stimme – die von Volker Lechtenbrink: “Er muss eine Figur sein, die die Kinder akzeptieren, eine Figur, die den Kindern Ruhe und Sicherheit einflößt und liebevoll ist. Bei der die Kinder denken – wenn der Sandmann in der Nähe ist, kann mir eigentlich nichts passieren”.

Nach der Wende steht mit dem DDR-Fernsehen auch das Sandmännchen vor dem Aus – erst Proteste von Eltern und Kindern können ihn retten. Seitdem ist die Erfolgsgeschichte ungebrochen.

So streut das Sandmännchen weiter seinen Schlafsand und macht vielen Kindern das Einschlafen ein bisschen leichter.

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