Wirtschaftskrise lässt Kinder unter die Armutskrise rutschen

2014-10-29 14

Kinder gehören zu den ersten Opfern der Wirtschaftskrise: In den 41 wohlhabendsten Ländern der Welt sind seit Beginn der Krise 2008 etwa 2,6 Millionen mehr Kinder unter die Armutsgrenze gerutscht. Das geht aus dem jüngsten Bericht des UN-Kinderhilfswerks UNICEF hervor. Vor allem Kinder in Südeuropa, im Baltikum – wie hier in Litauen -, aber auch in Irland und Island sind betroffen.

Seit 2008 hat sich der Anteil der Haushalte mit Kindern, die es sich nicht leisten können, jeden zweiten Tag Fleisch, Huhn oder Fisch zu kaufen, in Estland, Griechenland und Italien mehr als verdoppelt.

In Portugal zahlen die Kinder einen hohen Preis fürs Sparen: Die Eltern von mehr als 546.000 Kindern haben das Recht auf Kindergeld verloren, das sind 30 Prozent der Berechtigten zwischen 2009 und 2012. Auf dem Höhepunkt der Rezession bekamen viele Kinder nur in der Schulkantine ein richtiges Essen. Die Kantinen waren selbst während der Schulferien geöffnet.

Bei den Haushaltseinkommen haben spanische Familien mit Kindern einen Sprung um zehn Jahre zurückgemacht. Spanien steht nach Griechenland und Lettland an dritter Stelle bei der Kinderarmut. Und es ist die Mittelschicht, die abstürzt.

“Früher gab es weniger Spanier, aber aufgrund der Situation, in der wir jetzt leben, kommen mehr Spanier, die hauptsächlich nach Kinderkleidung fragen”, so Nunci Cunado, freiwillige Helferin beim Roten Kreuz.

Die Krise trifft auch die Jugendlichen hart: In der Europäischen Union gibt es 7,5 Millionen Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren, die weder zur Schule gehen oder eine Ausbildung machen noch arbeiten. Das ist eine Million mehr als 2008. Diese irischen Eltern blicken sorgenvoll in die Zukunft: “Die meisten unserer Kinder bzw. die nächste Generation werden wahrscheinlich auswandern, denn in Irland gibt es nichts für sie zu tun”, so Michelle Myers. Und Ihr Mann David ergänzt: “Es wird hart für die Kinder werden, wenn sie erwachsen sind, vor allem weil es keine Jobs für sie gibt.”

UNICEF fordert von den Regierungen, die Kinder und ihre Bedürfnisse nicht zu vergessen. Wer aufhöre, in die Kinder zu investieren, werde die Folgen in der Zukunft zu spüren bekommen.

Als arm gilt nach einer EU-Statistik, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Bevölkerung seines Landes zur Verfügung hat. In Deutschland beginnt das bei einem Haushaltsnettoeinkommen von 979 Euro im Monat für einen Single und bei 2056 Euro für eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren.