Fahnenstreit: Ein Fußballspiel und seine Folgen

2014-10-17 37

Die Krise zwischen Tirana und Belgrad könnte einigen Schaden anrichten – und vielleicht für einen politischen Flächenbrand sorgen.
In der vergangenen Nacht wurden in den serbischen Städten Novi Sad und Vrsac fünf albanische Geschäfte angegriffen. Wer dahinter steckt, ist nicht bekannt, auch nicht die Motivation der Täter, aber am Vorabend hatten Unbekannte die albanische Botschaft in der Hauptstadt Montenegros mit Steinen beworfen. Drei Menschen wurden gefasst.

Der Übergriff ereignete sich nach dem Skandal beim EM-Qualifikationsspiel zwischen Serbien und Albanien vom Dienstagabend. Im Stadion der serbischen Hauptstadt kochte die Wut hoch, als eine Drohne das Spielfeld überflog, an der eine Fahne Großalbaniens hing. Ein Gebiet, das das Kosovo sowie weitere Teile Serbiens und anderer Balkanstaaten umfasst, und das Ziel einer nationalistischen Bewegung ist.

Der Skandal zwang selbst die Europäische Kommission zu einer Stellungnahme. Die Sprecherin für Äußere Angelegenheiten Maja Kocijancic sprach von einer Provokation. Sie erklärte, “wir weisen die Andeutung einiger serbischer Medien zurück, dass die EU hierbei eine Rolle gespielt habe. Darüber hinaus meinen wir, Politik sollte nicht durch Proteste in Stadien beeinflusst werden. In diesem Zusammenhang wollen wir die Wichtigkeit der regionalen Zusammenarbeit und des geplanten Besuchs des albanischen Ministerpräsidenten in Serbien in den nächsten Tagen unterstreichen.”

Edi Rama, dessen Bruder beim Skandalspiel dabei war, zeigt sich weiter entschlossen, am Mittwoch nach Belgrad zu reisen. Dass sein Bruder in die Stadion-Affäre verstrickt sei, wies er zurück. Es ist der erste Besuch eines albanischen Regierungschefs in Belgrad seit 70 Jahren. Er sollte eigentlich eine neue Etappe in den Beziehungen beider Staaten einläuten – stark angespannt seit der Unabhängigkeit des Kosovos. An diesem Donnerstag hatte erst Wladimir Putin die serbische Hauptstadt besucht, bevor er nach Mailand weiterfuhr. In Serbien wohnte er dem 70. Jahrestag der Befreiung Belgrads durch die Rote Armee bei. Es war auch die Gelegenheit für Serbien, seine Nähe zu Russland zu demonstrieren, während es sich gleichzeitig um einen EU-Beitritt bemüht.

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