Rettung aus Not: Schweden hilft verfolgten Christen aus Syrien

2014-10-10 61

Krieg, Elend und blanker Terror vertreiben uralte christliche Gemeinschaften aus Syrien und dem Irak. Wohin fliehen? Zuflucht suchen in den Nachbarländern oder weit weg in Europa? Immer mehr Flüchtlinge aus Nahost suchen Asyl in Schweden.

Robert Kouki und seine Familie haben überlebt. Jetzt sind die Flüchtlinge aus dem Nordosten Syriens in Sicherheit. Sie sind
in Schweden, in Södertälje.

Die Industriestadt Södertälje ist bekannt in Nahost: 30.000 der etwas über 90.000 Einwohner Södertäljes kommen aus dem Irak und Syrien, die meisten sind syrisch-orthodoxe Christen.

Seit einem Jahr erteilt Schweden vielen Flüchtlingen aus Syrien unbeschränkte Aufenthaltsgenehmigungen. 36.000 Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak werden in diesem Jahr, 2014, in Schweden um Asyl bitten, schätzen die Behörden in Stockholm (Stand: Anfang Oktober 2014). Hinzu kommen etwa 20.000 Syrier, die 2014 im Rahmen der Familienzusammenführung einreisen durften. 56.000 Neuankömmlinge aus Syrien und dem Irak innerhalb von nur zwölf Monaten, das stellt den Sozialstaat auf die Probe – selbst in Schweden.

Für den kommenden Frühling 2015 rechnet Schweden mit weiteren Zuzüglern, vorallem aus dem Irak. Die schwedischen Experten gehen davon aus, dass 2015 etwa 33.500 Asylbewerber aus Syrien und dem Irak eintreffen werden, plus eine schwer im Voraus zu beziffernde Anzahl von Angehörigen, die von ihrem Recht auf Familienzusammenführung Gebrauch machen werden.

Doch zurück nach Södertälje, zurück in die kleine Sankt Gabriel Gemeinde der Syrisch-Orthodoxen Kirche. Robert Koukis Familie wird von Ayoub Stefan willkommen geheissen, dem Syrisch-Orthodoxen Priester von Sankt Gabriel, einer von sechs assyrischen Kirchen in Södertälje. Der Priester kennt die Nöte der Neuankömmlinge aus eigener Anschauung, er selber kommt aus dem Norden Syriens, hat hier in Schweden eine zweite Heimat gefunden.

In seiner Heimatstadt Al-Hasakah gründete der IT-Ingenieur Robert Kouki ein Computer-Unternehmen, hatte zehn Angestellte. “Die Leute fingen an, statt Computer das Wort Robert zu verwenden”, scherzt Robert Kouki trotz seiner Notlage. “Ich muss meinen Robert reparieren, statt: Ich musss meinen Computer reparieren.” Kurz, der Mann war gut im Geschäft. Doch dann kamen Bürgerkrieg, Anschläge, Entführungen, Internetsperren, Stromausfälle… und die Angst, als Christ demnächst im Fadenkreuz der Islamisten zu stehen. Es war eine schwierige Entscheidung, erzählt Robert Kouki. Auf einmal stehen ihm Tränen in den Augen, vorallem der Abschied von den in der Stadt verbliebenen Angehörigen fiel schwer.

Alle hier in Södertälje, auch Priester Stefan, wissen: in den kommenden Monaten werden noch mehr verjagte Christen hierher kommen, aus Syrien und dem Irak. Ayoub Stefan: “Unsere Leute, vorallem die Christen aus dem Irak, müssen Schreckliches durchmachen. Sobald die Regierung machtlos ist, sobald die Grundfesten eines zivilen Zusammenlebens zerbröckeln, ist es für die christliche Minderheit schwierig, dort zu leben. Viele unserer Leute dort wurden umgebracht.”

In gewisser Weise befinden sich die christlichen Syrer in einer komplizierten Situation, “zwischen Hammer und Amboss”, könnte man sagen. Viele unterstützten lange Zeit das Regime in Damaskus (oder unterstützen es immer noch), in der Hoffnung auf Stabilität und Sicherheit. Doch stattdessen herrschen in Syrien nun Instabilität und Unsicherheit.

Die ersten Assyrer kamen vor 50 Jahren nach Södertälje, bauten Lastwagen, arbeiteten in der florierenden Pharmabranche oder standen in einem der unzähligen Zulieferbetriebe am Band. Andere kamen aufgrund politischer Verfolgung in ihrer Heimat hierher, bauten sich in Södertälje eine zweite Existenz auf. Wegen dieser historischen Migration haben auch heute noch viele Syrer und Iraker Verwandte oder Freunde in Södertälje. Die Stadt ist ein Anknüpfungspunkt, ein vertrauter Name, kein blinder Fleck auf der Landkarte Nordeuropas, sondern ein fester Ankerplatz.

Ab 2003 kamen viele Flüchtlinge aus dem Irak nach Södertälje, in den Jahren um 2006/2007 etablierte sich im Nahen Osten das Image von Södertälje als “Fluchtburg”. Viele der damaligen Flüchtlinge erhielten allerdings keine permanente Aufenthaltsgenehmigung, noch heute findet man in der Stadt Gruppen von Irakern “ohne Papiere”, oft aus den heute umkämpften Regionen, eine Abschiebung verbietet sich daher – aus humanitären Gründen.

Im Ronna-Zentrum mitten in Södertälje gibt es alles, was man so braucht im Alltag: kleine Geschäfte, Apotheke, Bank, Frisör und eben auch die winzige Sankt Gabriel Kirche. Södertälje gilt als sozialer Brennpunkt – die Arbeitslosigkeit ist mit mittlerweile über 14 Prozent weit höher als anderswo in Schweden. Insbesonders viele Flüchtlinge sind arbeitslos – und manche Iraker haben kein Bleiberecht – obwohl sie Schreckliches durchmachen mussten. Kheder Elias ist einer von ihnen. “Die Christenverfolgung in Nahost nimmt zu”, sagt Kheder. Angesichts der islamistischen Terrorkämpfer stehen viele Christen vor der W

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