IWF kann sich eine neue Rezession in der Eurozone vorstellen

2014-10-07 3

Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt vor
einer neuen globalen Wirtschaftskrise. Die Risiken seien in den vergangenen Monaten größer geworden. Seine Wachstumsprognose für dieses Jahr korrigierte der IWF noch einmal deutlich nach unten. “Die Weltwirtschaft ist mitten in einem
Balanceakt”, sagte IWF-Chefvolkswirt Olivier Blanchard. Dabei sitze die Eurozone im Bremserhäuschen. Die ganze, wohlgemerkt.

IWF-Chefökonom Olivier Blanchard:

“Das Wachstum in der Eurozone ist im Lauf des Jahres nahezu ins Stocken geraten, auch im Kern. Das geht zum Teil auf temporäre Faktoren zurück – Hinterlassenschaften der Vergangenheit vor allem im Süden, und ein niedriges Potenzialwachstum fast überall in der Eurozone – all das bremst die Erholung.”

Auch geopolitische Krisen wie in der Ukraine oder in Nahost könnten weit ausstrahlen, etwa durch steigende Energiepreise. Riskant sei zudem eine mögliche Überhitzung der Finanzmärkte. Die hohen Börsenkurse seien kein korrektes Abbild der anfälligen wirtschaftlichen Erholung.

Im Weltwirtschaftsausblick senkte der IWF seine Prognose des globalen Wachstums für dieses Jahr auf 3,3 Prozent. Im April war der Wert noch 0,4 Prozentpunkte höher. Auch für 2015 korrigierte er seine Aussichten nach unten und rechnet nun mit 3,8 Prozent Wachstum.

Weniger Probleme sieht der IWF für China, dessen Wachstum in den kommenden beiden Jahren über sieben Prozent bleiben soll. Auch Indien habe sich nach einer Schwächephase wieder gefangen. Die Prognosen für die weltgrößte Volkswirtschaft USA wurde für dieses Jahr angehoben, für kommendes Jahr aber unverändert gelassen.

In der Eurozone erwartet der IWF 0,8 Prozent Wachstum in diesem und 1,3 Prozent im kommenden Jahr. Beide Werte wurden deutlich gesenkt. Die Wahrscheinlichkeit einer neuen Rezession in der Eurozone im kommenden Jahr beziffert er in einer Analyse mit 40 Prozent.

In Deutschland, im laufenden Jahr auf 1,4 Prozent Wachstum (Prognose Juli: 1,9 Prozent) zurückgestutzt, werden öffentliche Investitionen in die Infrastruktur angemahnt, etwa in die Transportsysteme. 2015 soll
die Wirtschaft in Deutschland um 1,5 Prozent wachsen, statt wie bisher vorausgesagt um 1,7 Prozent.

su mit dpa, Reuters