Karriere-Mütter zwischen Familienleben und dem eigenen Unternehmen. In Ungarn entwickelt sich diese Lebensweise seit ein paar Jahren rasant.
Szilvia Boldog ist eine dieser Mütter. 2008 hat alles bei ihr mit einem Blog mit Deko-Tipps angefangen. Da sie damit erfolgreich ist und während ihres Mutterschaftsurlaubs weiter aktiv bleiben will, nimmt sie an dem ungarischen Projekt “Gazagmami” teil. Das Projekt begleitet junge Mütter vor allem via Internet beim Aufbau ihres eigenen Unternehmens. In ihrem Fall geht ums Bäder-Design und -ausstattung. Dafür hat sie ihren bisherigen Job in einem multinationalen Konzern aufgegeben.
“Ich habe einen 7-jährigen Sohn und eine 10-jährige Tochter”, sagt Szilvia. “Für mich ist es sehr wichtig, meine beruflichen Wünsche zu realisieren, aber auch genügend Zeit für meine Familie zu haben.”
Heute ist sie glücklich über ihre Entscheidung. Szilvia konnte nicht nur ihren eigenen Ehemann einstellen, sondern wird bald auch einen Designer und einen kaufmännischen Angestellten dazu holen. Ihr Jahresumsatz hat sich in den vergangenen vier Jahren versechsfacht.
Für Szilvia steht fest: Die Ausbildung, die sie im Rahmen des Projekts für Karriere-Mütter bekommen hat, ist der Schlüssel zu ihrem Erfolg: “Vom ersten Kurs an hat man mir einen Leitfaden gegeben, der mir hilft, meine eigene Internetseite aufzubauen – angefangen beim HTML-Code. Auch heute nehme ich noch an so vielen Ausbildungskursen wie möglich teil. Mittlerweile bin ich Teil eines Netzwerks von mehr als 2000 Karriere-Müttern.”
Gründerin dieses Netzwerks ist Ágnes Vida. Die 37-jährige Psychologin ist Mutter zweier Kinder. Für junge Mütter hat sie eine richtige Toolbox geschaffen, die bei der Unternehmensgründung helfen soll: einen Blog, eine Facebook-Seite mit 70.000 Followern, einen Newsletter mit 45.000 Abonnenten, Veranstaltungen und Treffen im ganzen Land sowie e-learning-Programme. “Das sind ganz praktisch orientierte Kurse. Ein Beispiel: Wie baue ich meine eigene Facebook-Seite? Und das muss schnell gehen. Maximal 10-20 Minuten, denn die Mütter haben nicht viel Zeit”, erläutert sie.
Zuletzt hat das ungarische Projekt den Europäischen Unternehmensförderpreis 2014 der Europäischen Kommission gewonnen. Die Initiative hat sich gegen 100 Bewerbungen aus rund 30 Ländern durchgesetzt.
“Seit 2008 haben wir 1.600 Karriere-Müttern beim Aufbau ihres eigenen Unternehmens geholfen”, erläutert Ágnes Vida. “Aber es geht hier nicht nur um Zahlen. Wir gründen Unternehmen in Ungarn jetzt anders.”