Der Erste Weltkrieg ist der Vater (fast) aller Dinge in der neuen, der Weimarer Republik. Die ersten Jahre sind turbulent und voller Ungewissheit, großer Not, allgegenwärtiger Gewalt, aber auch echtem Aufbruch aus den verkrusteten Strukturen des Kaiserreiches. Und doch zeigt sich in vielen Bereichen erster Fortschritt - in der Medizin, der Industrie, beim Film. Vor allem in Berlin entstehen in den Zwanzigern eine Vielzahl von Filmproduktionen. Die Bevölkerung ist süchtig nach Kino. Zu den Rennern der Stummfilm-Ära gehören Western und Charlie Chaplin-Filme ebenso wie expressionistische Werke wie "Dr. Mabuse" oder "Nosferatu". Auch erotische Filme werden als "Aufklärungsfilme" unters Volk gebracht - die Lockerung der Zensur macht es möglich.
Es gibt aber auch echte Aufklärungsfilme, die den Hygienestandard und die Volksgesundheit heben sollen. Das ist auch bitter nötig, denn nach dem verlorenen Krieg leben große Teile der Bevölkerung im Elend. Hungersnot, Lebensmittelkarten, Quäkerspeise, Zuckerrübenwinter sind die Schlagworte der ersten Jahre. Es grassieren regelrechte Volkskrankheiten, die mit unterschiedlichem Erfolg bekämpft werden. Die Tuberkulose wütet vor allem in den armen Schichten, macht aber auch nicht vor bürgerlichen Kreisen und der Künstlerszene Halt. Wegen mangelhafter Ernährung und den miserablen Wohnverhältnissen leidet ein Großteil der Kinder in den Großstädten an Rachitis. Ein Berliner Kinderarzt erfindet dagegen die Höhensonnentherapie, die damals als entscheidender Durchbruch gilt.
Viele Verwundete waren aus dem Krieg als Krüppel zurückgekommen, als Bein- oder Armamputierte. Ihnen soll die neue Prothesentechnik, im Wesentlichen entwickelt von dem berühmten Mediziner Sauerbruch, helfen, wieder einen Platz in der Gesellschaft zu finden. Das bleibt vielfach ein frommer Wunsch.
1923 wird zum Symboljahr für das Chaos der frühen Zwanziger schlechthin.