25.04.2014 NDR Die Reportage: - Ein Herz für ausrangierte Pferde

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Karin Kattwinkel kämpft für Pferde. Sie ist entsetzt über Trainingsmethoden im Reitsport, die offiziell verboten sind, aber immer noch praktiziert werden. Die 52-Jährige rehabilitiert als Pferdegesundheitstrainerin seit mehr als 13 Jahren kaputt gerittene Tiere. Oft sind es ausgemusterte Turnierpferde, die bei Hobbyreitern landen. Die Laien merken erst nach dem Kauf, dass sich das Tier nicht mehr reiten lässt. Schwerste Arthrosen, Muskelverspannungen, überdehnte Bänder. Karin Kattwinkels Patienten leiden unter den gleichen Beschwerden wie Sportler, die sich über Jahre zu viel zugemutet haben.

All das tut Karin Kattwinkel in der Seele weh. Die Diplom-Agraringenieurin ist gelernte Hufpflegerin, Reiterin, Buchautorin und Besitzerin des Pferdetherapiezentrums Equo Vadis im niedersächsischen Walsrode. Hier beherbergt sie bis zu 15 Patienten. Die Pferde genießen bei ihr eine Reha wie Menschen: Akupunktur, Massagen, Hufbearbeitung, Ernährungsumstellung, Bodenarbeit mit Dehnübungen ähnlich wie in einem Gymnastikkurs. Oft stößt sie hierbei an ihre Grenzen, und muss verzweifelten Besitzern nach der Eingangsuntersuchung mitteilen, dass das Tier aufgrund seiner inneren Schäden nie wieder ein schmerzfreies Leben führen kann und möglicherweise eingeschläfert werden sollte.

Und das alles, obwohl die Deutsche Reiterliche Vereinigung sich klar gegen die "Rollkur" (das gewaltsame Herunterziehen des Kopfes bis an die Brust, um das Pferd willfährig zu machen), das "Barren" (Einsatz von Holzschlägen bei Springpferden) und den Einsatz von Bleigewichten stellt: Auf Turnieren beobachtet Karin Kattwinkel vor allem auf den Trainingsplätzen, wo das Publikum nicht so genau hinschaut, dass die Reiter immer noch die inzwischen offiziell verbotenen Praktiken anwenden.

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