Schneewittchens Stiefmutter konnte die Schönheit der jungen Prinzessin nicht ertragen und trachtete ihr deshalb nach dem Leben: Der Märchenstoff könnte dem Schicksal der hessischen Grafentochter Margaretha von Waldeck nachempfunden sein. - In der ersten Folge der dreiteiligen Reihe "Märchen & Sagen" ist der hessische Heimatforscher Eckhard Sander dem "Fall Schneewittchen" auf der Spur.
Der Heimatforscher Eckhard Sander hat im Stadtarchiv von Bad Wildungen Handschriften aus dem 16. Jahrhundert entdeckt, die dies belegen, darunter ein Dokument über "Fräulein Margaretha von Waldeck", die wegen ihrer einzigartigen Schönheit über die Landesgrenzen hinaus bekannt war. Sie wuchs unter der strengen Hand ihrer Stiefmutter auf. Im Alter von etwa 16 Jahren schickt ihr Vater, Graf Philipp IV. von Waldeck, das Mädchen an den kaiserlichen Hof von Brabant ins heutige Brüssel. Rauschende Feste und Begegnungen mit Kavalieren aus dem europäischen Hochadel sind dokumentiert und belegen: Margaretha war eine umworbene Dame der Gesellschaft.
Sie erhielt sogar kostbare Geschenke vom spanischen Thronfolger Philipp II. und seinem Rivalen, dem niederländischen Grafen Egmont. Gaben, die ihr bald zum Verhängnis werden sollten. In besorgten Briefen nach Hause berichtet die Grafentochter von ihrer zunehmend schlechter werdenden Gesundheit. Schließlich stirbt Margaretha im zarten Alter von 21 Jahren. Sie hinterlässt ein brisantes Testament, verfasst in zittriger Schrift. Daraus wird deutlich: Ihren nahen Tod hat die junge Frau geahnt. Wurde sie aus dem Weg geräumt, weil Philipp von Spanien ernsthaft daran dachte, sie zu heiraten? In der Heimatchronik von Waldeck jedenfalls taucht der Vermerk auf, dass Margaretha vergiftet wurde.